Innenlesen

Er űberhöhte und färbte auch Ursels Leben, auch bei ihr sorgte er fűr weniger Langeweile, und an Ursel dachte er, mit dem Eindruck von sich als einem Verräter, wenn er mit Isa etwas Verwegenheit űbte: dann irgendwo zwischen Hildesheim und Braunschweig.“
Gabriele Wohmann (1932-2015), „Westblick“

Hans Wollschläger charakterisierte die Wohman so: „Mein Psychoanalytiker hat gesagt, ich solle mehr schreiben.“ Immerhin haben ihre gesammelten Erzählungen aus 30 Jahren es bis zum Äquator geschafft – und jetzt in den Papierkorb. Wer so gut űber Stadtneurotiker schreibt, muß selber eine gewesen sein. Fast jede Kurzgeschichte mit Knalleffekt im letzten Absatz. Billigste Krimi-Methodik. Menschliche Beziehungs-Probleme, die ich schon vor 50 Jahren als sinnlos hinter mir ließ. Beschreibungen von Menschen, die nicht körperlich arbeiten. Das scheint mir űberhaupt ein Grundproblem unserer Zeit zu sein. Dieses vorgefertigte, digitalisierte Leben mit perfektem Unterhaltungs-Angebot und Ad hoc-Kommunikation. Und wenn eine Frau das Innenleben von Männern darstellt: Woher kennt sie das?

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