„… Mit einer Art von wehmüthiger Freude laβ er nun, wenn Helden fielen, es schmerzte ihn zwar, aber doch däuchte ihm, sie muβten fallen.
Dieβ mochte auch wohl einen groβen Einfluβ auf seine kindischen Spiele haben. Ein Fleck voll hochgewachsener Nesseln oder Disteln waren ihm so viele feindliche Köpfe, unter denen er manchmal grausam wüthete, und sie mit seinem Stabe einen nach dem andern herunter hieb.
… Das allergröβte Vergnügen machte es ihm, wenn er eine aus kleinen papiernen Häusern erbauete Stadt verbrennen und dann nachher mit feierlichem Ernst und Wehmuth den zurückgebliebenen Aschenhaufen betrachten konnte … Dieser Wunsch hatte nichts weniger als Schadenfreude zum Grunde, sondern entstand aus einer dunklen Ahndung von groβen Veränderungen, Auswanderungen und Revolutionen, wo alle Dinge eine ganz andere Gestalt bekommen, und die bisherige Einförmigkeit aufhören würde.“
Karl Philipp Moritz (1756-1793), „Anton Reiser. Ein psychologischer Roman.“
„… Er formte sich aus Stückchen Papier Häuser und Thürme, bebauete den ganzen Tisch mit einer Stadt, wo, in Straβen gereihet, Haus bei Haus stand, unter denen er sich verschiedene, als ihm interessante Gebäude auszeichnete. Nun brannte er Siegellack an, fuhr damit über die Stadt hin und her, und war dabei in der gespanntesten Erwartung, wo das heruntertröpfelnde Lack zuerst zünden und welchen Weg die weiter um sich greifende Flamme nehmen würde. Das brennende Lack war der Blitz, und irgend ein Gepolter, was seine Brüder dazu machen muβten, war der Donner. Eine sonderbar wehmüthige Empfindung schien es ihm zu machen, wenn die Stadt nun in Asche verwandelt war.“
Johann Christian Conrad Moritz 1795 über seinen älteren Bruder